Mittwoch, 9. Juli 2008

Burma: Erschiessung von Häftlingen während Sturm

Insein-Prison: Eine der schlimmsten Folterstätten

Gefangenen werden ins berüchtigte Insein verbracht

jonas m lanter

Genf. sda/baz. Der UNO-Menschenrechtsexperte für Burma hat die regierende Militärjunta aufgefordert, Berichten über die Erschiessung von Gefängnisinsassen während der Wirbelsturmkatastrophe nachzugehen.

Rund eintausend Insassen des Gefängnisses der Stadt Insein seien in eine Halle getrieben worden, nachdem Zyklon «Nargis» das Dach der Anstalt weggerissen habe, hiess es in einem Bericht des Argentiniers Tomas Ojea Quintana.

Um die ausgebrochene Panik zu kontrollieren, hätten Soldaten gemäss verschiedenen Berichten das Feuer eröffnet. Dabei seien zahlreiche Häftlinge getötet worden. Eine thailändische Menschenrechtsgruppe berichtete damals von 36 toten Gefangenen.

Ojea Quintana, der im Mai das Amt von dem Brasilianer Paulo Sergio Pinheiro übernahm, forderte die burmesische Regierung zugleich auf, die internationalen Helfer ungehindert zu den Opfern des Wirbelsturms zu lassen. Die mit der UNO geschlossenen Vereinbarungen über Hilfsleistungen müssten eingehalten werden.

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Die burmesische Regierung warf unterdessen «skrupellosen Bürgern» und ausländischen Medien vor, ein falsches Bild von den Auswirkungen des Zyklons nach aussen zu tragen.

In der Regierungszeitung hiess es, es seien Videoaufnahmen erfundener Geschichten an ausländische Medien verkauft worden, die dem Bild Burmas im Ausland geschadet hätten. Durch den Zyklon am 2. Mai kamen 234 000 Menschen ums Leben oder werden seither vermisst. 2,4 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen.

Siehe dazu Bericht vom Montag, den 5. Mai 2008

Montag, 5. Mai 2008

Burma: Im berüchtigten Insein – Gefängnis wurde während des Wirbelsturms das Feuer auf die Insassen eröffnet

Im berüchtigten Insein – Gefängnis wurde während des Wirbelsturms das Feuer auf die Gefangenen eröffnet

Exklusiv-News aus Rangun

jonas m. lanter

Am Freitag den 2. April 2008 gen Mitternacht erreichte der tropische Wirbelsturm 'Nargis' Burma. Der Sturm zerstörte auch einen Teil des berüchtigten Insein - Gefängnis ausserhalb Ranguns. Viele Dächer wurden nacheinander auseinander gerissen. In Folge der Zerstörung in einem Bereich des Gefängnisses wurden über 1000 Gefangene gezwungen sich innerhalb des Hauptkomplexes zu versammeln. Es wurde ihnen nicht erlaubt, sich in Sicherheit zu bringen.

Der Gefängniskomplex wurde abgeriegelt.
Die Insassen waren vor Nässe, Kälte und Hunger ausgelaugt. Um etwas Wärme zu haben, begannen sie ein Feuer zu machen. Da das Holz aber vom Salzwasser der drei Meter hohen Flutwelle noch feucht war, entwickelte sich starker Rauch. Die Insassen des berüchtigten Folter-'Knastes' wie auch die Wärter und Soldaten gerieten in Panik. Darauf eskalierte die Situation und Chaos brach aus. Um die Lage wieder in den Griff zu bekommen, wurden Soldaten und eine Polizei-Spezialeinheit zur Bekämpfung von Aufständen aufgefordert, das Feuer auf die Gefangenen zu eröffnen. Nach bestätigten Angaben wurden sechs Gefangene sofort getötet und 30 weitere zum Teil schwer verletzt. Nach inoffiziellen Angaben wurden während des Durchgreifens mindestens zehn Gefangene ermordet. In den frühen Morgenstunden seien durch die Gefängnisbehörden weitere sechs Gefangene exekutiert worden.

Yangon, 5. Mai 2008