Samstag, 15. Dezember 2007

Burma: Drogensucht wird 'gefördert'; Sanktionen fruchten nicht. Die Olympischen Spiele sollten boykottiert werden

Burma: Drogensucht wird durch die Junta toleriert und gefördert. Sanktionen fürchten die Generäle schon gar nicht. Die Olympischen Spiele in China sollen boykottiert werden. Menschenhandel als Einnahmequelle
Völlig geschafft. Nach dem Trip mit der 101st. Special Forces der KNLA

Jonas M. Lanter, Umphang; Burma

Wann zuletzt hat eine Regierung auf seine eigenen religiösen Würdenträger schießen lassen? Wohl zuletzt im Dritten Reich, sonst nirgends; ausser eben in Burma!

Mit den läppischen US$ 8'000.00 als Reparationszahlung oder eben als Wiedergutmachung der Generäle an die Klöster Burmas kann man als westlicher Beobachter nur den Kopf schütteln. Denn immer noch müssen sich die Mönche im ganzen Land verstecken, um nicht verhaftet zu werden. Einigen wenigen gelingt die Flucht nach Thailand.

Zwischen Gefängnis, Folter, Zwangsarbeit und der Freiheit liegen gerade mal 340 km. 340 Kilometer ins benachbarte Thailand, nach Mae Sot. Dorthin sind auch viele Verletzte verbracht worden. Tagelang wurden sie von ihren Kollegen durch den Dschungel vorbei an Militärposten geschleppt. Bis sie die Grenzgebiete der bewaffneten Karens (KNLA) und den Studenten der All Burma Student's Democratic Front (ABSDF) erreichen; dann sind sie in Sicherheit vor den Schergen.
Obwohl der Weg nur 340 Kilometer auf den Strassen Burmas misst, benötigt man ganze acht Stunden mit dem Bus. Auf Thailändischer Seite sind die Strassen bestens ausgebaut, in Burma sind es Schotterpisten.
Angriffe auf Geistliche hat es immer wieder gegeben – sei es in Polen oder in Russland. In San Salvador wurde Erzbischof Romero von bezahlten Killern der Regierung in seiner Kirche ermordet.

Im totalitären und von Spitzeln durchsetzten Burma haben Attacken auf die buddhistischen Mönche gewissermaßen Tradition. Steht die Macht auf dem Spiel, wird auf den Strassen geschossen. 1988 war dies so, als die Studenten die Demokratie wollten und die Geistlichen sich auf ihre Seite stellten. Schon 100 Jahre zuvor hatten sich die Geistlichen am Aufstand gegen die britischen Kolonialherren beteiligt und dafür bitter bezahlt. Dies hat Tradition in diesem einst reichsten Land Südostasiens; dem ehemals grössten Reisexporteur. Heute muss noch zusätzlich aus China und Indien importiert werden.
Der Schiessbefehl gegen die Mönche in Rangun zeigt, wie sehr sich das Militärregime in die Enge getrieben fühlt. Die Propaganda über die 'angeblich' aus dem Ausland gesteuerten 'Putschisten', vorab der 'BBC world', nimmt den Generälen niemand im Lande mehr ab. Die jungen Mönche kommen aus deren Mitte. Aus der Mitte des Volkes.
Für die Junta birgt die Niederschlagung der Straßenproteste einige Gefahren: Abgesehen davon, dass sich die älteren Herren mit den selbst verliehenen Orden an der Brust um ihr eigenes Seelenheil bringen und in der Öffentlichkeit künftig von einem großen Teil des buddhistischen Klerus boykottiert werden, haben sich die Generäle ihrer gesellschaftlichen Stellung selbst beraubt. In einem Land, das angeblich 87 Prozent Buddhisten zählt, kommt der Angriff auf die Mönche einer Exkommunikation gleich.
General Than Shwe und seine Handlanger erkaufen sich den Verbleib an der Macht mit beträchtlichem Imageverlust. Das Gesicht zu verlieren gilt in Asien als das Schlimmste, welches man sich vorstellen kann.
Gelingt ihnen die Unterdrückung der Demokratie-Revolte, bleibt die grosse Solidarisierung der Bevölkerung mit den Mönchen aus. Dann können sie es erneut versuchen, ihr Scheinprojekt einer Demokratisierung mit einer neuen Verfassung fortzusetzen: mit nun geschätzten über 10'000 politischen Häftlingen in den Gefängnissen (Anmerkung: Studenten, Mönche aber auch Beifall klatschende Schaulustige und deren Angehörige werden interniert. Sippenhaft ist ein Druckmittel der Junta). Laut Augenzeugen (s. Artikel "unterwegs im Feindesland" vom 5. Dezember 2007) wurden neben den über 30 bestehenden Gefängnisse über 20 neue geplant und einige wurden als Provisorium bereits in Stadien eingerichtet. Dies erinnert an Südamerika. In Chile oder der Dominikanischen Republik werden Fussball-Stadien als Gefängnisse 'missbraucht'. Daw Aung San Su Kyi, die den Großteil der letzten 20 Jahren unter Hausarrest verbracht hat, bringt den Generälen noch zusätzliche internationale Ächtung.

Ein gutes Omen für die Generäle ist dies bestimmt nicht.

Burmas Militär hat in den bisher vier Jahrzehnten seiner Herrschaft das südostasiatische Land heruntergewirtschaftet und sich selbst bereichert. Das Bruttosozialprodukt liegt total bei maximalen 200 US-Dollar pro Kopf, legt man den offiziellen Wechselkurs zugrunde. Dies sind gemessen an der realen Kaufkraft im Land etwa 2000 US-Dollars.

Eine Minderheit von 5 Prozent des Volkes erhält auf dem Schwarzmarkt zehn Mal mehr (10!) für einen US$ als der offizielle Wechselkurs auf einer Burmesischen Militär-Bank!

Inoffiziell ist immer noch der US-Dollar die Leitwährung des verarmten Landes; denn 95 Prozent der Bevölkerung lebt mit weniger als einem US$ pro Tag. Davon wiederum gelten 30 Prozent als völlig verarmt, ohne jegliche medizinische Hilfe. Eine Mahlzeit pro Tag gilt hier als Ausnahmen.

Inzwischen spritzen zwei Prozent (2%) des Volkes Heroin, weitere vier Prozent rauchen Opium. Amphetamine, die sogenannten YABA - Pillen, werden auch von den Burmesischen Lastwagenfahrern und Arbeitern eingenommen. Dies wird vom Staate toleriert, wenn nicht gezielt gefördert.
- Anmerkung: Drogenabhängige gelten als berechenbar und werden durch die Junta gezielt für deren schmutzige Geschäfte missbraucht.

Fünf (5 %) Prozent des Landes gilt als die herrschende Minderheit. Deren Einkommen lässt sich nicht nur an deren Einkommen ermessen. Sie erhalten auch Vergünstigungen wie frisches Fleisch oder eine Staatskarosse und ein schönes Haus zum Teil mit Swimming-pool. Auch erhalten sie einen Pass und können auf Reisen nach Singapur und anderen Staaten gehen.

Als die Tochter Than Shwe im vergangenen Jahr heiratete, hat sie Geschenke für angeblich sage und schreibe 52 Millionen Dollar 'eingenommen'.
Dies ist mehr als das Dreifache des jährlichen Budgets für die Gesundheitsvorsorge und Schulung des verarmten Landes.
Burmas Junta wird sich weiterhin an der Macht halten, da sie keine Skrupel kennt, ihre eigenen Bürger zu versklaven. Menschenhandel gilt als legitim im Lande der Golden-Pagoden.
Aber gerade auch darum, weil sie auf die Regierungen in den Nachbarländern, den ASEAN, setzen können. Eine Verurteilung Burmas gilt in Asien als nicht opportun. Man mischt sich nicht in Angelegenheiten anderer Staaten ein. Und welches Land der ASEAN wird nach demokratischen Regeln geführt? Keines. Auch Thailand hat sich momentan davor verabschiedet.

So funktioniert der Südostasiatischen Staatenbund Asean, der vor einigen Jahren zum Leide aller Burma als Mitglied aufgenommen hat.

So verhält sich selbst die Regierung im entfernten Japan: "Ich glaube nicht, dass es klug, sich blind den westlichen Ländern anzuschließen und auf Myanmar zu schlagen", erklärte der Japanische Regierungssprecher in Tokio. Zur derselben Stunde feuerten die Soldaten in Rangun auf einen ihrer Journalisten.

Burma ist ein durch und durch organisiertes Chaos, ein Durcheinander: Seine Generäle 'verhökern' das teure Teak-Holz des Landes nach China und lassen geschützte Tiere für die Küchen des Nachbarlandes abschlachten. Absprachen der Zentralregierung mit Milizen verschiedener Volksgruppen schaffen die Basis für den Opiumhandel und den Einsatz von Zwangsarbeitern. Ohne China und die Asean können Europa und die USA das Regime in Burma so viel sanktionieren, wie sie wollen - es wird sich nichts ändern. Solange China nicht unter internationalen Druck gerät und die Olympischen Spiele nicht boykottiert werden, wird sich in Burma nichts ändern. Die verschiedenen Ethnien werden ausgerottet und der Dschungel in Burma schwindet täglich.
Burma, Umphang Distrikt, den 15.Dezember 2007

Dienstag, 11. Dezember 2007

Burma; Junta zerstört Dörfer der Karens

Burmas Junta zerstört Dörfer der Karens
Kurz nach dem Angriff durch Burmesiche Junta-Soldaten
und deren Verbündete, der DKBA (Democratic Karen Buddhist Army)

Jonas M. Lanter
Durch die Junta zerstörtes Dorf der Karens. Dieses Bild entstand kurz nach dem Angriff am 7. Dezember 2007. Die Bewohner konnten noch rechtzeitig in den umliegenden Dschungel fliehen. Deren Ernte wurde gestohlen und die Felder vernichtet.
Zwei Tage später kommen wir am gleichen Dorf vorbei. Wir müssen auf Minen acht geben. Sie könnten überall neu gelegt worden sein. Dies um die Bewohner zur Flucht nach Thailand zu zwingen. Dort müssen sie unter unwürdigen Bedingungen leben. Jedes zweite Kind hungert in diesen 'Flüchtlingscamps' nahe der Grenze auf Thailändischem Gebiet. Sie gelten nicht als Flüchtlinge, sondern als 'intern umplazierte Personen'; sprich 'IDP's'.
Besser ergeht es denen, welche in die Camps der ABSDF (All Burma Students Democratic Front) oder der Karen National League Army (KNLA) verbracht werden. Diese liegen zwar auf Burmesischer Seite, sind aber durch die Soldaten der ABSDF und der KNLA geschützt. Hier erhalten sie auch erste Medikamente, Nahrung und können eigene Felder bewirtschaften.


Zwei Tage später. Ein Junge vor seinem gebrandschatztem Haus, seine Eltern sind zu diesem Zeitpunkt unauffindbar

Er hat überlebt. Aber seine Eltern kann er nicht finden. Viele irren noch im Dschungel umher. Ob Bewohner ermordet wurden, ist momentan nicht bekannt.

Copyright by aseannews@gmx.ch (Text und Fotos).

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Burma; unterwegs mit dem 101st. Special Bataillon der Karen National League Army - KNLA

Jonas M. Lanter

Wir befinden uns in nördlichen Teil Burmas nahe zur Thailändischen Grenze. Wie wir später erfahren unterhält die Burmesische Junta hier ein wichtiges Umspannwerk für Fernseh- und Kommunikationsverbindungen.

Schon Tage zuvor hätten Soldaten der 101st. Spezial Brigade der Karen National League Army (KNLA) den Weg dorthin detailliert aufgezeichnet und Pläne erstellt. Zu meinem Erstaunen stammen die Karten noch von den Engländern. Diese sollen viel detaillierter sein als die heutigen der Burmesischen Junta.

Von Hand sind die Posten der SPDC (State Peace and Development Council) eingezeichnet und mögliche, vergrabene Minen sind aufgeführt. Die KNLA ist der militärische Arm der Karen National Union (KNU) und niemand weiss genau, wohin sie ihre Minen in den vergangenen Jahren verlegt haben und wo die der Junta sind schon gar nicht. Äusserste Vorsicht ist geboten.


Burma: Von Jahr zu Jahr mehr Minenopfer. Heute sterben mehr Menschen an deren Folge als in Kambodscha

An einem überschaubaren Punkt müssen wir bis zum Eindunkeln warten (17.30Uhr)

Plastiksprengstoff von Mörsergranaten, welche nicht detonierten, wird verwendet. Diese wurden von der Burmesischen Junta (SPDC) auf Dörfer des Volkes der Karen abgeschossen. Der Abgebildete Weisse ist unser Kameramann

Orte und Soldaten dürfen wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen oder fotografieren. Die Operation gilt als geheim und wird daher auch von deren Spezialeinheit ausgeführt. Auch wir erfahren erst kurz vor dem Ort, was für ein Sabotageakt ausgeführt werden soll. Wir bemerken zwar die vollgepackten Rucksäcke. Doch wir wissen nicht, ob sich darin Verpflegung und Munition befindet oder auch anderes. Auf Fragen wird ausgewichen.

Nach etwa zwei Stunden Fahrt den Saloween-River stromaufwärts steigen wir aus den Booten. Nach weiteren 40 Minuten Fussmarsch müssen wir einen Aussenposten der Junta unbemerkt umgehen und laufen nun landeinwärts.


Aussenposten der SPDC müssen umgangen werden (Symbolbild nahe Moulmein; Burma)

Wo wir uns genau befinden, wird uns nicht gesagt. Aber die Soldaten kennen das Gebiet hier sehr genau.
Mein Satellitennavigationssystem (GPS) bleibt ihnen nicht verborgen. Und so wird es kurzerhand 'in Anspruch' genommen. Es zeigt mir aber noch, dass wir nur etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt sind und speichere den 'Wegpunkt' unbemerkt ab.

Von den 24 Soldaten, welche wir begleiten, warten acht bei uns. Die anderen ziehen weiter. Geredet wird nur ganz leise. Ich bemerke, dass der Lauf eines Russischen Gewehres des Typs 'Kalaschnikowa' AK-47 'ausgeleiert' ist. Auf meine Frage hin sagt man mir, dass viele AK's noch aus dem Vietnam-Krieg oder Kambodscha stammen.
Die neuen Gewehre beziehen sie laut dem Premier Minister der Karens und Präsident aller Ethnischen Gruppierungen, Saw Ba Thin Sein, auch von der Junta selbst.

Anmerkung: Siehe demnächst Interview und Fotos mit dem Präsidenten und Chairman der KNU-KNLA und des 'Ethnic Nationalities Council Union of Burma' Saw Ba Thin Sein. Wir kennen uns bereits seit 14 Jahren und Ba Thin ist ein guter Freund des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carters und des Birmanischen Premier Minister Dr. Sein Win, welcher in Norwegen im Exil lebt.

Nun ist es Zeit an unser Ziel zu geraten, denn es ist bereits 17.30Uhr und langsam bricht die Finsternis herein. Nach kurzem Marsch treffen wir wieder auf unseren vorangegangenen Trupp. Plötzlich sehen wir Strommasten. Instinktiv denke ich, dass wir hier am richtigen Ort sind.

Jetzt muss schnell gehandelt werden. Jeder Griff sitzt. Kabel werden ausgepackt und mit einem gezielten Wurf über den Strommasten werden die Drähte kurzgeschlossen. Es funkt und zischt. Das Metall schmilzt. Dann Stille. Man sagt uns wir sollten aufpassen und nicht unter den Masten stehen. Warum erfahren wir gleich. Plötzlich ein lauter Knall, flüssiges Metall 'regnet' von den Leitungen. Ein hoher Impulsstrom wurde hindurchgeschickt. Dies um zu schauen, ob ein Baum oder sonst was auf die Leitungen gefallen ist und den Stromunterbruch verursacht hat. In der Ferne können wir die Lichter nicht mehr sehen. In der Dunkelheit erkenne ich, dass einige Soldaten nun einen Zaun 'kappen'. Auf meine Frage sagt man mir, dass dieser unter Strom stand. Nach einiger Zeit eine ohrenbetäubende Detonation. Die Power-Station ist zerstört.

Wir hätten jetzt etwa zwei Stunden Zeit, bis die Wache der Junta Verstärkung hierher beordert hat. Wir beeilen uns. Im schnellen Schritt geht es den Weg zurück zum Salowenn-River. Dort angelangt erwarten uns einige der Karen-Soldaten mit den Booten. Ich denke, dass wir nun wieder den gleichen Weg zurück nehmen. Wir haben den Vorteil, dass wir nun stromabwärts fahren können. Schon nach etwa 20 Minuten verlassen wir die Boote und laufen schnellen Schrittes inmitten der Soldaten.
Nach einer weiteren halben Stunde sind wir angeblich an der Grenze zu Thailand, aber weiter nördlicher als vorhin. Meinem GPS ist schon vor einiger Zeit die Batterie ausgegangen. Aber die Soldaten wissen genau wo wir sind. Einige Gestalten blinken uns mit einer Taschenlampe; den Funkverkehr verstehe ich nicht. Einige der Karen-Soldaten aber auch Juntas kann ich sprechen hören.
Die Lage unter uns ist sehr angespannt aber dennoch ruhig. Wir überqueren nochmals einen kleinen Fluss und die Soldaten trennen sich in verschiedene Richtungen. Drei andere bleiben bei uns. Sie wechseln ihre Uniformen mit normaler Burmesischer Kleidung; einem um den Körper gebundenes Tuch.

Wie mir später von anderer Seite gesagt wird, 'arbeiten' viele dieser Soldaten dieser Spezial-Einheit noch als 'Geldeintreiber'. Darunter muss man verstehen, dass diese anscheinend auch für Überfälle auf Thailändische Tankstellen und an Entführungen teilnehmen. Schutzgelderpressungen scheinen hier unter den Burmesen selbst die Regel zu sein. Auch wurden schon grosse Baumaschinen für den Thailändischen Strassenbau hier an der 105 Strasse gestohlen und nach Burma in den Karen-State verbracht. Sie gilt als eine der gefährlichsten Strassen überhaupt und nachts sollte man diese meiden. Nach einer kurzen Zeit trennen sich einige der Soldaten. Nach deren Angaben wohnen einige hier mit ihren Familien als Bauern.

Die Waffen und das Gepäck werden irgendwo in Bambushütten versteckt. Um dies genau zu erkennen ist es zu dunkel. Das Mondlicht scheint zwar hell, aber man sieht nur Umrisse. Nun werden wir von zwei anscheinend normalen Bauern abgeholt und zu unserem Kommandanten auf Thailändischer Seite gebracht. Wir verabschieden uns kurz und bemerken, dass unser Tank an unserem Pick-up fast leer ist und der Kilometerstand um 120km höher liegt. Später erahnen wir, für was die unser geleastes Auto missbraucht haben könnten.

Unterwegs bemerken wir, dass nebst dem Licht an den Strassen in den Hütten auch keine der beliebten Fernsehgeräte laufen. Und dies gerade am Wochenende, wo doch die Thailänder gerne ihre Spielfilme oder Sport schauen und dazu reichlich Alkohol trinken. Nach kurzer Fahrt kommen wir in unserem Bungalow an. Die Chefin schimpft: "No power", den Rest verstehe ich nur teilweise. "…am Wochenende" und flucht auch über die Burmesen. Leider habe sie keinen Generator. Denn hier entlang der Grenze fliesst der Strom aus Burma. Wie wir erfahren, passieren hier immer wieder solche Zwischenfälle! Daher haben einige für Thailändische Verhältnisse teure Bungalows eigene benzinbetriebene Generatoren.

Mein Kollege und ich sind ein wenig nervös. Wir sehen Thailändisches Militär vorbeifahren und plötzlich halten einige Fahrzeuge vor den Bungalows. Unser Herz pocht! Wir sagen höflich auf Thailändisch guten Abend. Die Militärs erwidern. Sie quartieren sich gerade neben uns im Bungalow ein. Um mitternacht gehen wir schlafen. Die Militärs hören wir noch lange lachen. Am anderen Tage sehen wir, wie auf Thailändischer Seite die Leitungen zur Grenze hinauf mit Arbeitern auf der Ladefläche eines Pick-Up's abgefahren werden, um weitere Schäden zu beheben.

6. Dezember 2007

Interview mit Premier und Chaiman der Karens und aller Ethnischen Gruppierungen in Burma, der 'ETHNIC NATIONAL COUNCIL, UNION OF BURMA'


Von links; zweite Person Dr. Sein Win, Präsident aller Exilburmesen. Vierter; Ex-Präsident der Vereinigten Staaten der USA, Präsident Jimmy Carter und daneben PM Ba Thin Sein, Leader der KARENS und aller Ethnischen Nationalitäten (ENC)

Interview folgt in Kürze! - Burma will Pläne für den Bau eines Atomreaktors verwirklichen!
Jonas M. Lanter, Moulmein Burma

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Burma; unterwegs in Feindesland

Burma; unterwegs in Feindesland

Jonas M. Lanter

Wir sind nahe Moulmein im Karen Staate in Burma. Dies liegt zur Thailändischen Grenze. Dieses Territorium untersteht der KNLA, welche seit über 50 Jahren gegen die Burmesische Junta kämpft.


Unter anderem erscheint folgender Dokumentar-Bericht: Unterwegs in Burma mit der 101st. Sepcial Forces der KNLA (Karen National Liga Army).

Ein Termin für ein Interview wurde bereits mit den Beratern vom Chairman aller sieben grossen Ethnischen Gruppierungen und Chef der Karen National Union (KNU) abgemacht. Der KNU untersteht auch der militärische Arm, die KNLA.

Anmerkung: Herr Ba Thin Sein ist ein Freund des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter und ein enger Verbündeter von Dr. Sein Win, welcher aus dem Exil das Burmesische Volk vertritt.


Das grösstes Heroinlabor Burmas liegt nahe Moulmein.

Die weltgrösste YABA-Produktionsstätte wird durch die DKBA
(Democratic Karen Buddhist Army), welche zusammen mit den Juntasoldaten agiert, im Karen-State (Kayin) produziert.

Burmas Generäle wollen mit Hilfe Chinas die Pläne zum Bau eines Atomreaktors durchsetzen. Interview und Informationen dazu vom Chairman, Saw BaThin Sein, welcher 32 % des Volkes oder 18 Millionen Menschen Burmas vertritt.

Anmerkung: Ein Chairman ist der höchste aller Politiker. Im untersteht der Premier Minister wie auch der Präsident. Der zweitrangiste ist der Vize-Chaiman, von denen jeder der sieben Burmesischen Staaten zwei hat. Total hat Burma sieben Staaten und sieben Divisionen. Die Divisionen werden von den Burmesen regiert und verwaltet.
Ba Thin Sein ist der höchstrangige Politiker der sieben Staaten. Mit den sieben Divisionen zusammen hat Burma 14 Distrikte, also 7 Divisionen (von Junta geführt) und 7 Staaten, welche mehr oder weniger autonom durch juntatreue Ethnischen Gruppierungen angeführt werden. Andere dagegen kämpfen offen gegen die Junta. Wie die Karennis vom Kayah State, die Chins vom Chin-State, die Karens vom Kayin (Karen) -Sate und vier andere.

Heute kämpfen noch sieben Gruppierungen gegen die Junta, die anderen sind ein Agreement mit der Junta eingegangen.

Daneben sollte noch erwähnt werden, dass die Junta zwei (2) Bataillons; ungefähr 800 kampferfahrene Soldaten gegen die Mönche und Studenten ins Landesinnere abgezogen hat. Diese Soldaten gehören einer Spezialeinheit an und man erkennt diese an den roten und blauen Tuchbezeichnungen an deren Uniform.

6 Dezember 2007, Moulmein (Burma) 23.30Uhr im Karen Staate

Samstag, 1. Dezember 2007

Burma: "Mehr als 10'000 Menschen sind verschwunden, 5% aller Studenten in Haft!"

Burma; "Immer mehr Mönche und Studenten werden verhaftet!

Über 10'000 Menschen gelten als vermisst und bereits 5% aller Studenten wurden eingesperrt oder sind verschollen!"

Mae Sot, 1. Dezember 2007

Jonas M. Lanter

Interview mit Nay Tin Myint (Nationalen Liga für Demokratie; NLD). Studentenführer von 1988, Neffe und ehemaliger Bodyguard von Aung San Suu Kyi. Lebte 1987/88 ein Jahr zusammen mit der Friedensnobelpreisgewinnerin und überlebte 15 Jahre in den Kerkern der Burmesischen Junta. Mit dabei ist der zweite Sekretär der NLD liberated area, Aung Zaw Htwe




Flüchtlinge zwingen sich unter dem Grenzzaun nach Thailand


Aung Zaw Htwe und Nay Tin Myint (Bodyguard & Neffe von Aung San Suu Kyi)


- Wie sieht die momentane Lage in Burma aus:


"Bereits wurden über 5 % aller Studenten in Haft gesetzt und mehr als 10'000 Menschen gelten als vermist. Ich selbst bin vor fünf Wochen von Rangun hierher geflüchtet. Ich war der Bodyguard von Aung San Suu Kyi und einer der leitenden Studenten der Demokratiebewegung von 1988. Ich bin ein Neffe von Suu Kyi."


-Wir hören nur immer von einigen Toten und dass die Lage nun entspannter sei.


"Dem ist überhaupt nicht so. Die Polizei der 'Ye Njunt Youth' - Spezialeinheit und dem leitenden Geheimdienst gehen von Tür zu Tür und verhaften ganze Sippschaften!

Vor fünf Wochen waren bereits 5 Prozent aller Studenten des Landes in Haft oder gelten als verschollen. Täglich erhöht sich diese Zahl!
Alleine in Rangun wurden vier Internierungslager zusätzlich eingerichtet. Dorthin werden auch weiterhin Mönche verschleppt.
In einem Ranguner Kloster wurden alle Mönche ermordet! Man hat sie mit Steinen und Gewehrkolben erschlagen, einige wurden erschossen. "


-Ist dem wirklich so?


"Ja, Sie können mich beim Namen nennen, ich habe Augenzeugen!"


-Kommen noch Flüchtlinge nach Thailand durch?


"Gehen Sie an den Moi-river, dort können Sie sehen, wie die Menschen illegal versuchen Thailand zu erreichen. So kommen jeden Tag bis hundert Studenten und Mönche an, einige schwer verletzt."

-Ja, ich habe gesehen, wie ein verletzter Mann über den Fluss getragen wurde. Auch kann man auf dem obigen Foto erkennen, dass die Menschen alles Mögliche unternehmen, um nach Thailand zu kommen. Sie kriechen unter dem Drahtzaun der Grenze durch!


-Sie waren 1988 ein leitender Studentenführer und der Neffe von Aung San Suu Kyi. Was ist mit Ihnen dann geschehen?


"Ich wurde verhaftet und im '88 ins Insein-Zuchthaus verbracht. Dort wurde ich gefoltert. Sie haben mich in einen Hundezwinger gesteckt. Meine Zelle war nicht grösser als eine Telefonkabine. Dies war meine Arrestzelle für zwei Jahre.
Danach wurde ich in den politischen Trakt verlegt. Dort hörten auch die Folterungen auf.
Später brachte man mich in das Mandalay-Zuchthaus und danach in den Norden des Landes, wo ich in einem Arbeitslager zwangsinterniert wurde. Schläge und Erniedrigungen waren alltäglich. Wir bekamen nur Wasser und ein wenig Brot. Viele starben an Hunger, Auszerrung und an den Schlägen! Die Toten wurden einfach verbrannt; deren Asche auf unsere Anbau-Felder gestreut. Jeder neunte starb bei uns!
Wir konnten für uns Gemüse anbauen, aber das meiste haben die Wachleute für sich behalten."


-Wie konnten Sie das überleben?

"Wir haben uns untereinander Mut gemacht. Und wissen Sie, wenn Sie den Tod vor Augen haben, will man nur noch überleben."


-Wie kamen Sie frei?

"Nach 15 Jahren, zusätzlich zwei im Internierungslager, wurde ich im Jahre 2005 unter Aufsicht entlassen. Ich war sehr krank und mental am Ende!"


Wie ging es dann weiter?

"Nach einem halben Jahr war ich wieder so genesen, dass ich mich wieder der NLD anschloss. Denn die Gegner der Junta kennen mich ja alle und hatten Vertrauen zu mir. Schliesslich war ich auch verantwortlich für die Sicherheit von Aung San Suu Kyi und bin ihr Neffe.
Als dann die Junta die Preise diesen Herbst so anhob, dass das Volk unter Hunger und Krankheit litt, ging ich wieder auf die Strasse und organisierte Treffen. Als ich dann hörte, dass einer nach dem andern der NLD verhaftet wurde, versteckte ich mich in Rangun bei Freunden. Von vielen Studenten und Mönchen weiss man nicht, ob sie überhaupt noch leben. Über 10'000 Menschen sind seither spurlos verschwunden!"




Das Interview wurde am 1. Dezember an der Grenze Thailand/Burma geführt.

Für Anfragen telefonieren Sie mir bitte unter 0066 (Thailand) /860 577 692 oder aseannews@gmx.net

Interviews können über Skype geführt werden (Skype-name: jonas.lanter)


1. Dezember 2007