Samstag, 15. Dezember 2007

Burma: Drogensucht wird 'gefördert'; Sanktionen fruchten nicht. Die Olympischen Spiele sollten boykottiert werden

Burma: Drogensucht wird durch die Junta toleriert und gefördert. Sanktionen fürchten die Generäle schon gar nicht. Die Olympischen Spiele in China sollen boykottiert werden. Menschenhandel als Einnahmequelle
Völlig geschafft. Nach dem Trip mit der 101st. Special Forces der KNLA

Jonas M. Lanter, Umphang; Burma

Wann zuletzt hat eine Regierung auf seine eigenen religiösen Würdenträger schießen lassen? Wohl zuletzt im Dritten Reich, sonst nirgends; ausser eben in Burma!

Mit den läppischen US$ 8'000.00 als Reparationszahlung oder eben als Wiedergutmachung der Generäle an die Klöster Burmas kann man als westlicher Beobachter nur den Kopf schütteln. Denn immer noch müssen sich die Mönche im ganzen Land verstecken, um nicht verhaftet zu werden. Einigen wenigen gelingt die Flucht nach Thailand.

Zwischen Gefängnis, Folter, Zwangsarbeit und der Freiheit liegen gerade mal 340 km. 340 Kilometer ins benachbarte Thailand, nach Mae Sot. Dorthin sind auch viele Verletzte verbracht worden. Tagelang wurden sie von ihren Kollegen durch den Dschungel vorbei an Militärposten geschleppt. Bis sie die Grenzgebiete der bewaffneten Karens (KNLA) und den Studenten der All Burma Student's Democratic Front (ABSDF) erreichen; dann sind sie in Sicherheit vor den Schergen.
Obwohl der Weg nur 340 Kilometer auf den Strassen Burmas misst, benötigt man ganze acht Stunden mit dem Bus. Auf Thailändischer Seite sind die Strassen bestens ausgebaut, in Burma sind es Schotterpisten.
Angriffe auf Geistliche hat es immer wieder gegeben – sei es in Polen oder in Russland. In San Salvador wurde Erzbischof Romero von bezahlten Killern der Regierung in seiner Kirche ermordet.

Im totalitären und von Spitzeln durchsetzten Burma haben Attacken auf die buddhistischen Mönche gewissermaßen Tradition. Steht die Macht auf dem Spiel, wird auf den Strassen geschossen. 1988 war dies so, als die Studenten die Demokratie wollten und die Geistlichen sich auf ihre Seite stellten. Schon 100 Jahre zuvor hatten sich die Geistlichen am Aufstand gegen die britischen Kolonialherren beteiligt und dafür bitter bezahlt. Dies hat Tradition in diesem einst reichsten Land Südostasiens; dem ehemals grössten Reisexporteur. Heute muss noch zusätzlich aus China und Indien importiert werden.
Der Schiessbefehl gegen die Mönche in Rangun zeigt, wie sehr sich das Militärregime in die Enge getrieben fühlt. Die Propaganda über die 'angeblich' aus dem Ausland gesteuerten 'Putschisten', vorab der 'BBC world', nimmt den Generälen niemand im Lande mehr ab. Die jungen Mönche kommen aus deren Mitte. Aus der Mitte des Volkes.
Für die Junta birgt die Niederschlagung der Straßenproteste einige Gefahren: Abgesehen davon, dass sich die älteren Herren mit den selbst verliehenen Orden an der Brust um ihr eigenes Seelenheil bringen und in der Öffentlichkeit künftig von einem großen Teil des buddhistischen Klerus boykottiert werden, haben sich die Generäle ihrer gesellschaftlichen Stellung selbst beraubt. In einem Land, das angeblich 87 Prozent Buddhisten zählt, kommt der Angriff auf die Mönche einer Exkommunikation gleich.
General Than Shwe und seine Handlanger erkaufen sich den Verbleib an der Macht mit beträchtlichem Imageverlust. Das Gesicht zu verlieren gilt in Asien als das Schlimmste, welches man sich vorstellen kann.
Gelingt ihnen die Unterdrückung der Demokratie-Revolte, bleibt die grosse Solidarisierung der Bevölkerung mit den Mönchen aus. Dann können sie es erneut versuchen, ihr Scheinprojekt einer Demokratisierung mit einer neuen Verfassung fortzusetzen: mit nun geschätzten über 10'000 politischen Häftlingen in den Gefängnissen (Anmerkung: Studenten, Mönche aber auch Beifall klatschende Schaulustige und deren Angehörige werden interniert. Sippenhaft ist ein Druckmittel der Junta). Laut Augenzeugen (s. Artikel "unterwegs im Feindesland" vom 5. Dezember 2007) wurden neben den über 30 bestehenden Gefängnisse über 20 neue geplant und einige wurden als Provisorium bereits in Stadien eingerichtet. Dies erinnert an Südamerika. In Chile oder der Dominikanischen Republik werden Fussball-Stadien als Gefängnisse 'missbraucht'. Daw Aung San Su Kyi, die den Großteil der letzten 20 Jahren unter Hausarrest verbracht hat, bringt den Generälen noch zusätzliche internationale Ächtung.

Ein gutes Omen für die Generäle ist dies bestimmt nicht.

Burmas Militär hat in den bisher vier Jahrzehnten seiner Herrschaft das südostasiatische Land heruntergewirtschaftet und sich selbst bereichert. Das Bruttosozialprodukt liegt total bei maximalen 200 US-Dollar pro Kopf, legt man den offiziellen Wechselkurs zugrunde. Dies sind gemessen an der realen Kaufkraft im Land etwa 2000 US-Dollars.

Eine Minderheit von 5 Prozent des Volkes erhält auf dem Schwarzmarkt zehn Mal mehr (10!) für einen US$ als der offizielle Wechselkurs auf einer Burmesischen Militär-Bank!

Inoffiziell ist immer noch der US-Dollar die Leitwährung des verarmten Landes; denn 95 Prozent der Bevölkerung lebt mit weniger als einem US$ pro Tag. Davon wiederum gelten 30 Prozent als völlig verarmt, ohne jegliche medizinische Hilfe. Eine Mahlzeit pro Tag gilt hier als Ausnahmen.

Inzwischen spritzen zwei Prozent (2%) des Volkes Heroin, weitere vier Prozent rauchen Opium. Amphetamine, die sogenannten YABA - Pillen, werden auch von den Burmesischen Lastwagenfahrern und Arbeitern eingenommen. Dies wird vom Staate toleriert, wenn nicht gezielt gefördert.
- Anmerkung: Drogenabhängige gelten als berechenbar und werden durch die Junta gezielt für deren schmutzige Geschäfte missbraucht.

Fünf (5 %) Prozent des Landes gilt als die herrschende Minderheit. Deren Einkommen lässt sich nicht nur an deren Einkommen ermessen. Sie erhalten auch Vergünstigungen wie frisches Fleisch oder eine Staatskarosse und ein schönes Haus zum Teil mit Swimming-pool. Auch erhalten sie einen Pass und können auf Reisen nach Singapur und anderen Staaten gehen.

Als die Tochter Than Shwe im vergangenen Jahr heiratete, hat sie Geschenke für angeblich sage und schreibe 52 Millionen Dollar 'eingenommen'.
Dies ist mehr als das Dreifache des jährlichen Budgets für die Gesundheitsvorsorge und Schulung des verarmten Landes.
Burmas Junta wird sich weiterhin an der Macht halten, da sie keine Skrupel kennt, ihre eigenen Bürger zu versklaven. Menschenhandel gilt als legitim im Lande der Golden-Pagoden.
Aber gerade auch darum, weil sie auf die Regierungen in den Nachbarländern, den ASEAN, setzen können. Eine Verurteilung Burmas gilt in Asien als nicht opportun. Man mischt sich nicht in Angelegenheiten anderer Staaten ein. Und welches Land der ASEAN wird nach demokratischen Regeln geführt? Keines. Auch Thailand hat sich momentan davor verabschiedet.

So funktioniert der Südostasiatischen Staatenbund Asean, der vor einigen Jahren zum Leide aller Burma als Mitglied aufgenommen hat.

So verhält sich selbst die Regierung im entfernten Japan: "Ich glaube nicht, dass es klug, sich blind den westlichen Ländern anzuschließen und auf Myanmar zu schlagen", erklärte der Japanische Regierungssprecher in Tokio. Zur derselben Stunde feuerten die Soldaten in Rangun auf einen ihrer Journalisten.

Burma ist ein durch und durch organisiertes Chaos, ein Durcheinander: Seine Generäle 'verhökern' das teure Teak-Holz des Landes nach China und lassen geschützte Tiere für die Küchen des Nachbarlandes abschlachten. Absprachen der Zentralregierung mit Milizen verschiedener Volksgruppen schaffen die Basis für den Opiumhandel und den Einsatz von Zwangsarbeitern. Ohne China und die Asean können Europa und die USA das Regime in Burma so viel sanktionieren, wie sie wollen - es wird sich nichts ändern. Solange China nicht unter internationalen Druck gerät und die Olympischen Spiele nicht boykottiert werden, wird sich in Burma nichts ändern. Die verschiedenen Ethnien werden ausgerottet und der Dschungel in Burma schwindet täglich.
Burma, Umphang Distrikt, den 15.Dezember 2007

Dienstag, 11. Dezember 2007

Burma; Junta zerstört Dörfer der Karens

Burmas Junta zerstört Dörfer der Karens
Kurz nach dem Angriff durch Burmesiche Junta-Soldaten
und deren Verbündete, der DKBA (Democratic Karen Buddhist Army)

Jonas M. Lanter
Durch die Junta zerstörtes Dorf der Karens. Dieses Bild entstand kurz nach dem Angriff am 7. Dezember 2007. Die Bewohner konnten noch rechtzeitig in den umliegenden Dschungel fliehen. Deren Ernte wurde gestohlen und die Felder vernichtet.
Zwei Tage später kommen wir am gleichen Dorf vorbei. Wir müssen auf Minen acht geben. Sie könnten überall neu gelegt worden sein. Dies um die Bewohner zur Flucht nach Thailand zu zwingen. Dort müssen sie unter unwürdigen Bedingungen leben. Jedes zweite Kind hungert in diesen 'Flüchtlingscamps' nahe der Grenze auf Thailändischem Gebiet. Sie gelten nicht als Flüchtlinge, sondern als 'intern umplazierte Personen'; sprich 'IDP's'.
Besser ergeht es denen, welche in die Camps der ABSDF (All Burma Students Democratic Front) oder der Karen National League Army (KNLA) verbracht werden. Diese liegen zwar auf Burmesischer Seite, sind aber durch die Soldaten der ABSDF und der KNLA geschützt. Hier erhalten sie auch erste Medikamente, Nahrung und können eigene Felder bewirtschaften.


Zwei Tage später. Ein Junge vor seinem gebrandschatztem Haus, seine Eltern sind zu diesem Zeitpunkt unauffindbar

Er hat überlebt. Aber seine Eltern kann er nicht finden. Viele irren noch im Dschungel umher. Ob Bewohner ermordet wurden, ist momentan nicht bekannt.

Copyright by aseannews@gmx.ch (Text und Fotos).

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Burma; unterwegs mit dem 101st. Special Bataillon der Karen National League Army - KNLA

Jonas M. Lanter

Wir befinden uns in nördlichen Teil Burmas nahe zur Thailändischen Grenze. Wie wir später erfahren unterhält die Burmesische Junta hier ein wichtiges Umspannwerk für Fernseh- und Kommunikationsverbindungen.

Schon Tage zuvor hätten Soldaten der 101st. Spezial Brigade der Karen National League Army (KNLA) den Weg dorthin detailliert aufgezeichnet und Pläne erstellt. Zu meinem Erstaunen stammen die Karten noch von den Engländern. Diese sollen viel detaillierter sein als die heutigen der Burmesischen Junta.

Von Hand sind die Posten der SPDC (State Peace and Development Council) eingezeichnet und mögliche, vergrabene Minen sind aufgeführt. Die KNLA ist der militärische Arm der Karen National Union (KNU) und niemand weiss genau, wohin sie ihre Minen in den vergangenen Jahren verlegt haben und wo die der Junta sind schon gar nicht. Äusserste Vorsicht ist geboten.


Burma: Von Jahr zu Jahr mehr Minenopfer. Heute sterben mehr Menschen an deren Folge als in Kambodscha

An einem überschaubaren Punkt müssen wir bis zum Eindunkeln warten (17.30Uhr)

Plastiksprengstoff von Mörsergranaten, welche nicht detonierten, wird verwendet. Diese wurden von der Burmesischen Junta (SPDC) auf Dörfer des Volkes der Karen abgeschossen. Der Abgebildete Weisse ist unser Kameramann

Orte und Soldaten dürfen wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen oder fotografieren. Die Operation gilt als geheim und wird daher auch von deren Spezialeinheit ausgeführt. Auch wir erfahren erst kurz vor dem Ort, was für ein Sabotageakt ausgeführt werden soll. Wir bemerken zwar die vollgepackten Rucksäcke. Doch wir wissen nicht, ob sich darin Verpflegung und Munition befindet oder auch anderes. Auf Fragen wird ausgewichen.

Nach etwa zwei Stunden Fahrt den Saloween-River stromaufwärts steigen wir aus den Booten. Nach weiteren 40 Minuten Fussmarsch müssen wir einen Aussenposten der Junta unbemerkt umgehen und laufen nun landeinwärts.


Aussenposten der SPDC müssen umgangen werden (Symbolbild nahe Moulmein; Burma)

Wo wir uns genau befinden, wird uns nicht gesagt. Aber die Soldaten kennen das Gebiet hier sehr genau.
Mein Satellitennavigationssystem (GPS) bleibt ihnen nicht verborgen. Und so wird es kurzerhand 'in Anspruch' genommen. Es zeigt mir aber noch, dass wir nur etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt sind und speichere den 'Wegpunkt' unbemerkt ab.

Von den 24 Soldaten, welche wir begleiten, warten acht bei uns. Die anderen ziehen weiter. Geredet wird nur ganz leise. Ich bemerke, dass der Lauf eines Russischen Gewehres des Typs 'Kalaschnikowa' AK-47 'ausgeleiert' ist. Auf meine Frage hin sagt man mir, dass viele AK's noch aus dem Vietnam-Krieg oder Kambodscha stammen.
Die neuen Gewehre beziehen sie laut dem Premier Minister der Karens und Präsident aller Ethnischen Gruppierungen, Saw Ba Thin Sein, auch von der Junta selbst.

Anmerkung: Siehe demnächst Interview und Fotos mit dem Präsidenten und Chairman der KNU-KNLA und des 'Ethnic Nationalities Council Union of Burma' Saw Ba Thin Sein. Wir kennen uns bereits seit 14 Jahren und Ba Thin ist ein guter Freund des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carters und des Birmanischen Premier Minister Dr. Sein Win, welcher in Norwegen im Exil lebt.

Nun ist es Zeit an unser Ziel zu geraten, denn es ist bereits 17.30Uhr und langsam bricht die Finsternis herein. Nach kurzem Marsch treffen wir wieder auf unseren vorangegangenen Trupp. Plötzlich sehen wir Strommasten. Instinktiv denke ich, dass wir hier am richtigen Ort sind.

Jetzt muss schnell gehandelt werden. Jeder Griff sitzt. Kabel werden ausgepackt und mit einem gezielten Wurf über den Strommasten werden die Drähte kurzgeschlossen. Es funkt und zischt. Das Metall schmilzt. Dann Stille. Man sagt uns wir sollten aufpassen und nicht unter den Masten stehen. Warum erfahren wir gleich. Plötzlich ein lauter Knall, flüssiges Metall 'regnet' von den Leitungen. Ein hoher Impulsstrom wurde hindurchgeschickt. Dies um zu schauen, ob ein Baum oder sonst was auf die Leitungen gefallen ist und den Stromunterbruch verursacht hat. In der Ferne können wir die Lichter nicht mehr sehen. In der Dunkelheit erkenne ich, dass einige Soldaten nun einen Zaun 'kappen'. Auf meine Frage sagt man mir, dass dieser unter Strom stand. Nach einiger Zeit eine ohrenbetäubende Detonation. Die Power-Station ist zerstört.

Wir hätten jetzt etwa zwei Stunden Zeit, bis die Wache der Junta Verstärkung hierher beordert hat. Wir beeilen uns. Im schnellen Schritt geht es den Weg zurück zum Salowenn-River. Dort angelangt erwarten uns einige der Karen-Soldaten mit den Booten. Ich denke, dass wir nun wieder den gleichen Weg zurück nehmen. Wir haben den Vorteil, dass wir nun stromabwärts fahren können. Schon nach etwa 20 Minuten verlassen wir die Boote und laufen schnellen Schrittes inmitten der Soldaten.
Nach einer weiteren halben Stunde sind wir angeblich an der Grenze zu Thailand, aber weiter nördlicher als vorhin. Meinem GPS ist schon vor einiger Zeit die Batterie ausgegangen. Aber die Soldaten wissen genau wo wir sind. Einige Gestalten blinken uns mit einer Taschenlampe; den Funkverkehr verstehe ich nicht. Einige der Karen-Soldaten aber auch Juntas kann ich sprechen hören.
Die Lage unter uns ist sehr angespannt aber dennoch ruhig. Wir überqueren nochmals einen kleinen Fluss und die Soldaten trennen sich in verschiedene Richtungen. Drei andere bleiben bei uns. Sie wechseln ihre Uniformen mit normaler Burmesischer Kleidung; einem um den Körper gebundenes Tuch.

Wie mir später von anderer Seite gesagt wird, 'arbeiten' viele dieser Soldaten dieser Spezial-Einheit noch als 'Geldeintreiber'. Darunter muss man verstehen, dass diese anscheinend auch für Überfälle auf Thailändische Tankstellen und an Entführungen teilnehmen. Schutzgelderpressungen scheinen hier unter den Burmesen selbst die Regel zu sein. Auch wurden schon grosse Baumaschinen für den Thailändischen Strassenbau hier an der 105 Strasse gestohlen und nach Burma in den Karen-State verbracht. Sie gilt als eine der gefährlichsten Strassen überhaupt und nachts sollte man diese meiden. Nach einer kurzen Zeit trennen sich einige der Soldaten. Nach deren Angaben wohnen einige hier mit ihren Familien als Bauern.

Die Waffen und das Gepäck werden irgendwo in Bambushütten versteckt. Um dies genau zu erkennen ist es zu dunkel. Das Mondlicht scheint zwar hell, aber man sieht nur Umrisse. Nun werden wir von zwei anscheinend normalen Bauern abgeholt und zu unserem Kommandanten auf Thailändischer Seite gebracht. Wir verabschieden uns kurz und bemerken, dass unser Tank an unserem Pick-up fast leer ist und der Kilometerstand um 120km höher liegt. Später erahnen wir, für was die unser geleastes Auto missbraucht haben könnten.

Unterwegs bemerken wir, dass nebst dem Licht an den Strassen in den Hütten auch keine der beliebten Fernsehgeräte laufen. Und dies gerade am Wochenende, wo doch die Thailänder gerne ihre Spielfilme oder Sport schauen und dazu reichlich Alkohol trinken. Nach kurzer Fahrt kommen wir in unserem Bungalow an. Die Chefin schimpft: "No power", den Rest verstehe ich nur teilweise. "…am Wochenende" und flucht auch über die Burmesen. Leider habe sie keinen Generator. Denn hier entlang der Grenze fliesst der Strom aus Burma. Wie wir erfahren, passieren hier immer wieder solche Zwischenfälle! Daher haben einige für Thailändische Verhältnisse teure Bungalows eigene benzinbetriebene Generatoren.

Mein Kollege und ich sind ein wenig nervös. Wir sehen Thailändisches Militär vorbeifahren und plötzlich halten einige Fahrzeuge vor den Bungalows. Unser Herz pocht! Wir sagen höflich auf Thailändisch guten Abend. Die Militärs erwidern. Sie quartieren sich gerade neben uns im Bungalow ein. Um mitternacht gehen wir schlafen. Die Militärs hören wir noch lange lachen. Am anderen Tage sehen wir, wie auf Thailändischer Seite die Leitungen zur Grenze hinauf mit Arbeitern auf der Ladefläche eines Pick-Up's abgefahren werden, um weitere Schäden zu beheben.

6. Dezember 2007

Interview mit Premier und Chaiman der Karens und aller Ethnischen Gruppierungen in Burma, der 'ETHNIC NATIONAL COUNCIL, UNION OF BURMA'


Von links; zweite Person Dr. Sein Win, Präsident aller Exilburmesen. Vierter; Ex-Präsident der Vereinigten Staaten der USA, Präsident Jimmy Carter und daneben PM Ba Thin Sein, Leader der KARENS und aller Ethnischen Nationalitäten (ENC)

Interview folgt in Kürze! - Burma will Pläne für den Bau eines Atomreaktors verwirklichen!
Jonas M. Lanter, Moulmein Burma

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Burma; unterwegs in Feindesland

Burma; unterwegs in Feindesland

Jonas M. Lanter

Wir sind nahe Moulmein im Karen Staate in Burma. Dies liegt zur Thailändischen Grenze. Dieses Territorium untersteht der KNLA, welche seit über 50 Jahren gegen die Burmesische Junta kämpft.


Unter anderem erscheint folgender Dokumentar-Bericht: Unterwegs in Burma mit der 101st. Sepcial Forces der KNLA (Karen National Liga Army).

Ein Termin für ein Interview wurde bereits mit den Beratern vom Chairman aller sieben grossen Ethnischen Gruppierungen und Chef der Karen National Union (KNU) abgemacht. Der KNU untersteht auch der militärische Arm, die KNLA.

Anmerkung: Herr Ba Thin Sein ist ein Freund des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter und ein enger Verbündeter von Dr. Sein Win, welcher aus dem Exil das Burmesische Volk vertritt.


Das grösstes Heroinlabor Burmas liegt nahe Moulmein.

Die weltgrösste YABA-Produktionsstätte wird durch die DKBA
(Democratic Karen Buddhist Army), welche zusammen mit den Juntasoldaten agiert, im Karen-State (Kayin) produziert.

Burmas Generäle wollen mit Hilfe Chinas die Pläne zum Bau eines Atomreaktors durchsetzen. Interview und Informationen dazu vom Chairman, Saw BaThin Sein, welcher 32 % des Volkes oder 18 Millionen Menschen Burmas vertritt.

Anmerkung: Ein Chairman ist der höchste aller Politiker. Im untersteht der Premier Minister wie auch der Präsident. Der zweitrangiste ist der Vize-Chaiman, von denen jeder der sieben Burmesischen Staaten zwei hat. Total hat Burma sieben Staaten und sieben Divisionen. Die Divisionen werden von den Burmesen regiert und verwaltet.
Ba Thin Sein ist der höchstrangige Politiker der sieben Staaten. Mit den sieben Divisionen zusammen hat Burma 14 Distrikte, also 7 Divisionen (von Junta geführt) und 7 Staaten, welche mehr oder weniger autonom durch juntatreue Ethnischen Gruppierungen angeführt werden. Andere dagegen kämpfen offen gegen die Junta. Wie die Karennis vom Kayah State, die Chins vom Chin-State, die Karens vom Kayin (Karen) -Sate und vier andere.

Heute kämpfen noch sieben Gruppierungen gegen die Junta, die anderen sind ein Agreement mit der Junta eingegangen.

Daneben sollte noch erwähnt werden, dass die Junta zwei (2) Bataillons; ungefähr 800 kampferfahrene Soldaten gegen die Mönche und Studenten ins Landesinnere abgezogen hat. Diese Soldaten gehören einer Spezialeinheit an und man erkennt diese an den roten und blauen Tuchbezeichnungen an deren Uniform.

6 Dezember 2007, Moulmein (Burma) 23.30Uhr im Karen Staate

Samstag, 1. Dezember 2007

Burma: "Mehr als 10'000 Menschen sind verschwunden, 5% aller Studenten in Haft!"

Burma; "Immer mehr Mönche und Studenten werden verhaftet!

Über 10'000 Menschen gelten als vermisst und bereits 5% aller Studenten wurden eingesperrt oder sind verschollen!"

Mae Sot, 1. Dezember 2007

Jonas M. Lanter

Interview mit Nay Tin Myint (Nationalen Liga für Demokratie; NLD). Studentenführer von 1988, Neffe und ehemaliger Bodyguard von Aung San Suu Kyi. Lebte 1987/88 ein Jahr zusammen mit der Friedensnobelpreisgewinnerin und überlebte 15 Jahre in den Kerkern der Burmesischen Junta. Mit dabei ist der zweite Sekretär der NLD liberated area, Aung Zaw Htwe




Flüchtlinge zwingen sich unter dem Grenzzaun nach Thailand


Aung Zaw Htwe und Nay Tin Myint (Bodyguard & Neffe von Aung San Suu Kyi)


- Wie sieht die momentane Lage in Burma aus:


"Bereits wurden über 5 % aller Studenten in Haft gesetzt und mehr als 10'000 Menschen gelten als vermist. Ich selbst bin vor fünf Wochen von Rangun hierher geflüchtet. Ich war der Bodyguard von Aung San Suu Kyi und einer der leitenden Studenten der Demokratiebewegung von 1988. Ich bin ein Neffe von Suu Kyi."


-Wir hören nur immer von einigen Toten und dass die Lage nun entspannter sei.


"Dem ist überhaupt nicht so. Die Polizei der 'Ye Njunt Youth' - Spezialeinheit und dem leitenden Geheimdienst gehen von Tür zu Tür und verhaften ganze Sippschaften!

Vor fünf Wochen waren bereits 5 Prozent aller Studenten des Landes in Haft oder gelten als verschollen. Täglich erhöht sich diese Zahl!
Alleine in Rangun wurden vier Internierungslager zusätzlich eingerichtet. Dorthin werden auch weiterhin Mönche verschleppt.
In einem Ranguner Kloster wurden alle Mönche ermordet! Man hat sie mit Steinen und Gewehrkolben erschlagen, einige wurden erschossen. "


-Ist dem wirklich so?


"Ja, Sie können mich beim Namen nennen, ich habe Augenzeugen!"


-Kommen noch Flüchtlinge nach Thailand durch?


"Gehen Sie an den Moi-river, dort können Sie sehen, wie die Menschen illegal versuchen Thailand zu erreichen. So kommen jeden Tag bis hundert Studenten und Mönche an, einige schwer verletzt."

-Ja, ich habe gesehen, wie ein verletzter Mann über den Fluss getragen wurde. Auch kann man auf dem obigen Foto erkennen, dass die Menschen alles Mögliche unternehmen, um nach Thailand zu kommen. Sie kriechen unter dem Drahtzaun der Grenze durch!


-Sie waren 1988 ein leitender Studentenführer und der Neffe von Aung San Suu Kyi. Was ist mit Ihnen dann geschehen?


"Ich wurde verhaftet und im '88 ins Insein-Zuchthaus verbracht. Dort wurde ich gefoltert. Sie haben mich in einen Hundezwinger gesteckt. Meine Zelle war nicht grösser als eine Telefonkabine. Dies war meine Arrestzelle für zwei Jahre.
Danach wurde ich in den politischen Trakt verlegt. Dort hörten auch die Folterungen auf.
Später brachte man mich in das Mandalay-Zuchthaus und danach in den Norden des Landes, wo ich in einem Arbeitslager zwangsinterniert wurde. Schläge und Erniedrigungen waren alltäglich. Wir bekamen nur Wasser und ein wenig Brot. Viele starben an Hunger, Auszerrung und an den Schlägen! Die Toten wurden einfach verbrannt; deren Asche auf unsere Anbau-Felder gestreut. Jeder neunte starb bei uns!
Wir konnten für uns Gemüse anbauen, aber das meiste haben die Wachleute für sich behalten."


-Wie konnten Sie das überleben?

"Wir haben uns untereinander Mut gemacht. Und wissen Sie, wenn Sie den Tod vor Augen haben, will man nur noch überleben."


-Wie kamen Sie frei?

"Nach 15 Jahren, zusätzlich zwei im Internierungslager, wurde ich im Jahre 2005 unter Aufsicht entlassen. Ich war sehr krank und mental am Ende!"


Wie ging es dann weiter?

"Nach einem halben Jahr war ich wieder so genesen, dass ich mich wieder der NLD anschloss. Denn die Gegner der Junta kennen mich ja alle und hatten Vertrauen zu mir. Schliesslich war ich auch verantwortlich für die Sicherheit von Aung San Suu Kyi und bin ihr Neffe.
Als dann die Junta die Preise diesen Herbst so anhob, dass das Volk unter Hunger und Krankheit litt, ging ich wieder auf die Strasse und organisierte Treffen. Als ich dann hörte, dass einer nach dem andern der NLD verhaftet wurde, versteckte ich mich in Rangun bei Freunden. Von vielen Studenten und Mönchen weiss man nicht, ob sie überhaupt noch leben. Über 10'000 Menschen sind seither spurlos verschwunden!"




Das Interview wurde am 1. Dezember an der Grenze Thailand/Burma geführt.

Für Anfragen telefonieren Sie mir bitte unter 0066 (Thailand) /860 577 692 oder aseannews@gmx.net

Interviews können über Skype geführt werden (Skype-name: jonas.lanter)


1. Dezember 2007

Montag, 26. November 2007

Burma-Berichterstattung: 'On the way'

Keine Völkerverständigung zwischen Thailand und Burma

Warum die UNO den Burmesischen Flüchtlingen in Thailand nicht helfen kann
Jonas M. Lanter

Heute Nacht sind wir gut in Thailand angekommen. Mildes Klima um die 25 bis 30 Grad und freundliche Menschen. Der Gegensatz zur kalten Winterzeit in Europa könnte nicht grösser sein. Um 11.00 Uhr hatten wir ein Treffen mit einigen Studenten der ABSDF (All Burma Student's Democratic Front) und anderen Burmesischen Volksgruppen in Bangkok. Den zweiten Sekretär der Nationalen Liga für Demokratie, der 'NLD liberated area' in Chiang Mai, Saw Aung Zaw Htwe, konnten wir nicht erreichen. In Thailand wurden verschiedene Internetverbindungen und Skype-Anschlüsse gekappt. Seit dem Putsch vergangenen Jahres sitzt das Militär am Ruder. Seit jeher verstehen sich die Burmesen und Thailänder nicht untereinander. Dies hat einen gewichtigen Grund in deren Geschichte. Die Burmesen hatten die alte Thailändische Hauptstadt Ayutthaya
verschiedene Male angegriffen und zuletzt auch zerstört. Die Burmesischen Könige galten als sehr kriegerisch. Auch heute noch gibt es etliche Konflikte unter deren mehr als 130 verschiedenen Volksgruppen Burmas.
Der korrupte Premier-Minister Thailands, Thaksin Shinawatra,
wurde durch die Unterstützung der Königlichen Familie durch das Thailändische Militär gestürzt. Unter Thaksins Amtszeit mauserte er sich zum reichsten Mann Thailands! Weltweit belegt er laut 'Forbes' den 14. Rang. Die Wahlen sollten demnächst im Dezember stattfinden. Bis dann wird Thailand von den Militärs 'ad interim' geführt.
Die in den Flüchtlingscamps lebenden Burmesen gelten als 'Internal Displaced Peoples'. Dies bedeutet, dass diese Menschen keine anerkannten Flüchtlinge sind und daher keinen Schutz durch die UNO erhalten. Dies ist eine 'leere Floskel'; ansonsten wären Thailand und die Weltengemeinschaft zum Handeln gezwungen.
Bangkok 26. November 2007

Sonntag, 18. November 2007

Burma; Jahresbericht 2007 Amnesty International (ai)

Burma: Jahresbericht 2007

Überblick zur Menschenrechtslage in Myanmar im Jahr 2006 aus dem Jahresbericht von Amnesty International.
Amtliche Bezeichnung: Union Myanmar
Staatsoberhaupt
: General Than Shwe
Regierungschef
: General Soe Win
Todesstrafe
: in der Praxis abgeschafft
Statut des Internationalen Strafgerichtshofs
: nicht ratifiziert
Berichtszeitraum 1. Januar bis 31. Dezember 2006




Jonas M. Lanter

Die Menschenrechtslage in Myanmar verschlechterte sich im Lauf des Berichtsjahrs weiter, da die Behörden ihre Massnahmen zur Unterdrückung der bewaffneten und der gewaltfreien politischen Opposition im ganzen Land verstärkten. Der UN-Sicherheitsrat setzte die Situation in Myanmar auf seine Tagesordnung. Im Zuge militärischer Operationen im Unionsstaat Kayin und im Verwaltungsbezirk Bago kam es zu systematischen Verstössen gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht, die möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellten. Während die Regierung ihre Pläne zur Erarbeitung einer neuen Verfassung weiter verfolgte, wurde auf politisch engagierte Bürger massiver Druck ausgeübt, die politischen Parteien zu verlassen. Im Verlauf des Jahres wurden Hunderte Menschen in Haft genommen, die sich an friedlichen politischen Aktivitäten beteiligt oder auf andere Weise gewaltfrei ihre Rechte auf freie Meinungsäusserung und Vereinigungsfreiheit wahrgenommen hatten. Ende des Berichtsjahrs sassen die meisten führenden Persönlichkeiten der Opposition im Gefängnis oder in Verwaltungshaft. Im ganzen Land wurden mehr als 1185 politische Gefangene unter immer schlechter werdenden Haftbedingungen festgehalten.

Hintergrundinformationen

Der mit dem Entwurf einer neuen Verfassung beauftragte Nationalkonvent beendete im Januar seine Sitzungsperiode und trat im Oktober ohne die wichtigste Oppositionspartei, die Nationale Liga für Demokratie (National League for Democracy – NLD), wieder zusammen. Nach wie vor waren Gesetze in Kraft, die Kritik an der Verfassung unter Strafe stellten. Den Delegierten des Konvents war keine offene Diskussion erlaubt. Die Behörden erklärten, die meisten Entscheidungen über die Grundsätze der neuen Verfassung, beispielsweise über die zukünftige Rolle des Militärs und die Rechte und Pflichten der Bürger, seien bereits gefasst.

Internationale Entwicklungen

Im September setzte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Situation in Myanmar auf seine Tagesordnung. Die UN-Generalversammlung verabschiedete eine kritische Resolution zu Myanmar, während der neu geschaffene UN-Menschenrechtsrat das Mandat des Sonderberichterstatters über Myanmar verlängerte, dem der Zugang zum Land aber weiterhin verwehrt war. Im Mai und im November besuchte der UN-Untergeneralsekretär für politische Angelegenheiten Myanmar.

Mitglieder der Vereinigung Südostasiatischer Länder (ASEAN) äusserten sich unzufrieden über die geringen Reformfortschritte in Myanmar und erneuerten ihre Forderung, alle politischen Gefangenen freizulassen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) bewertete das Ausmass der Zwangsarbeit im Land als «äusserst gravierend». Die Europäische Kommission startete ein neues humanitäres Hilfsprogramm für die Behandlung von HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Im östlichen Unionsstaat Kayin (Karen) und den benachbarten Bezirken nahmen die militärischen Operationen gegen die Nationale Union der Karen (Karen National Union – KNU) zu. Der bewaffnete Konflikt zwang mehr als 16000 Menschen zur Flucht. Aus den Dörfern wurde von systematischen Verstössen gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte berichtet, und dies in einem solchen Ausmass, dass sie allem Anschein nach Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellten. Es kam vermehrt zur Zerstörung von Häusern und Erntevorräten, zum »Verschwindenlassen« von Menschen und zu Zwangsarbeit sowie zur Folterung und extralegalen Hinrichtung von Zivilisten aus der Minderheit der Karen. In vielen Landgemeinden herrschte Lebensmittelknappheit, weil die Behörden den Bewohnern verboten, ihr Dorf zu verlassen, um ihre Felder bestellen oder Lebensmittel einkaufen zu können. Ausserdem setzten sowohl der bewaffnete Flügel der KNU als auch die Armee (Tatmadaw) verstärkt Landminen ein. Zu den Menschenrechtsverstössen gehörten ferner kollektive Strafmassnahmen wie verlängerte Ausgangssperren und andere Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sowie das Niederbrennen ganzer Dörfer. Berichten zufolge wurden zudem als Strafe für den Tod von Armeeangehörigen, die Landminen zum Opfer gefallen waren, in einer Ortschaft im Norden des Kayin-Staats ein Dorfvorsteher und mehrere weitere Zivilisten getötet. In anderen Gebieten kam es zu Scharmützeln zwischen der Armee des Shan-Staats/Süd (Shan State Army-South – SSA-South) und der regulären Armee, die auch unter der Zivilbevölkerung Opfer forderten.

Zwangsarbeit

Das ganze Jahr hindurch trafen Berichte über Zwangsarbeit in den Unionsstaaten Kayin, Mon, Rakhine und Kachin und im Verwaltungsbezirk Bago ein. Immer häufiger wurden Gefangene gefoltert oder misshandelt oder zu Trägerdiensten für das Militär gezwungen. Zahlreiche solcher Träger sollen bei Fluchtversuchen getötet worden sein. Auch die Internationale Arbeitsorganisation zeigte sich besorgt über das Ausmass der Zwangsarbeit in Myanmar. Sie sah gemeinsam mit der Regierung erarbeitete Lösungsansätze in Gefahr, da die Behörden auf Beschwerden über Zwangsarbeit regelmässig damit reagierten, dass sie den Beschwerdeführern wegen »falscher« Anschuldigungen mit juristischen Konsequenzen drohten. Auf ausdrückliche Forderungen der ILO hin liessen die Behörden bis zum Ende des Jahres zwei Gefangene frei, die rechtlich gegen Zwangsarbeit vorgegangen waren. Gegen andere Personen stellten sie bereits eingeleitete Strafverfolgungsmassnahmen ein. Im Juli wurde ein Moratorium angekündigt, auf dessen Grundlage die Strafverfolgung von Personen, die sich mit rechtlichen Mitteln gegen Zwangsarbeit wehren, für sechs Monate ausgesetzt werden sollte.

Politische Haft

Unter Rückgriff auf Gesetze, die die friedliche Wahrnehmung der Menschenrechte unter Strafe stellten, fanden politische Prozesse statt, die nicht den internationalen Standards für ein faires Verfahren genügten. Es kam zu Festnahmen ohne Haftbefehl, Angeklagte erhielten keinen Rechtsbeistand oder konnten diesen nicht frei wählen und wurden über lange Zeiträume hinweg ohne Kontakt zur Aussenwelt in Gewahrsam gehalten.

Ende September wurden die ehemaligen Studentenführer und gewaltlosen politischen Gefangenen Htay Kywe, Ko Ko Gyi, Paw U Tun, Min Zeya und Pyone Cho festgenommen und im weiteren Verlauf des Jahres ohne Kontakt zur Aussenwelt in Haft gehalten. Nach Angaben der Behörden diente diese Massnahme dazu, «einen Aufstand zu verhindern».

Im April wurde der 77-jährige U Aung Thein, Mitglied des Zentralkomitees der Nationalen Liga für Demokratie (NLD), zusammen mit drei anderen Oppositionellen verhaftet, im Juli wurden alle vier zu jeweils 20 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. U Aung Thein soll »gestanden« haben, Besitzer eines Satellitentelefons gewesen zu sein, das zum Kontakt mit emigrierten NLD-Führern benutzt worden war.

Im Oktober wurde Berichten zufolge das NLD-Mitglied Win Ko aus dem Verwaltungsbezirk Bago zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt, weil er Unterschriften für die Freilassung inhaftierter Politiker gesammelt hatte. Die Anklage lautete auf Verkauf von Losen einer illegalen Lotterie.

Die Emigranten Chit Thein Tun und Maung Maung Oo wurden von Angehörigen einer unbekannten bewaffneten Gruppe gewaltsam aus Indien zurück nach Myanmar gebracht, den dortigen Behörden übergeben und während der Haft ohne Kontakt zur Aussenwelt gefoltert. Die beiden Männer, denen man einen Bombenanschlag an der Grenze zu Indien zur Last legte, wurden in einem Geheimprozess zum Tode verurteilt.

Gegen die hochrangigen NLD-Mitglieder und gewaltlosen politischen Gefangenen Daw Aung San Suu Kyi, U Tin Oo, Daw May Win Myint und Dr. Than Nyein, die ohne Anklage oder Gerichtsverfahren ihrer Freiheit beraubt worden waren, wurde die Haft noch einmal um die Höchstdauer von einem Jahr verlängert. Daw May Win Myint und Dr. Than Nyein, die bereits seit Oktober 1997 im Gefängnis einsassen, kamen auch nach Ablauf ihrer siebenjährigen Freiheitsstrafe nicht frei. Daw Aung San Suu Kyi wurde zunehmend isoliert, ihr Arzt durfte sie nur in unregelmässigen Abständen besuchen.

Freilassung

Eine Reihe von politischen Gefangenen kam im Lauf des Jahres 2006 frei.

Zwei Menschenrechtsverteidiger, der Anwalt U Aye Myint und Frau Su Su Nwe, die im Oktober 2005 wegen ihres Widerstands gegen Zwangsarbeit und Landenteignungen durch örtliche Behörden zu Freiheitsstrafen von sieben Jahren beziehungsweise 18 Monaten verurteilt worden waren, kamen im Juni beziehungsweise im Juli 2006 frei.

Der Hausarrest des über 80-jährigen Schriftstellers U Shwe Ohn, eines wichtigen politischen Vertreters der Minderheit der Shan, wurde nach Ablauf seiner Haftstrafe im Februar aufgehoben.

Im September und Oktober kamen mindestens zwei KNU-Mitglieder frei, die seit Anfang der 1980er Jahre in Haft sassen und gesundheitlich sehr angegriffen waren.

Haftbedingungen

Die erbärmlichen Haftbedingungen in den Gefängnissen des Landes verschlechterten sich im Berichtszeitraum weiter. Die Gefängnisverwaltungen erhielten im Lauf des Jahres weniger Geld für die Verpflegung der Häftlinge, und die Menge der Lebensmittel, die Angehörige ins Gefängnis mitbringen dürfen, wurde von den Behörden weiter reduziert. Berichtet wurde ferner von unzureichender ärztlicher Versorgung in den Hafteinrichtungen. Gefangenenbesuche von Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) wurden im Januar ausgesetzt, nachdem es das IKRK abgelehnt hatte, solche Besuche nur noch in Begleitung von Mitarbeitern regierungsnaher Organisationen durchzuführen. Unter anderem wegen der schlechten Haftbedingungen gab der Gesundheitszustand vieler gewaltloser politischer Gefangener Anlass zu Besorgnis. Dies galt auch für den Arzt und gewählten NLD-Abgeordneten Dr. Than Nyein, der an einer Lebererkrankung und anderen Beschwerden litt.

Folterungen und Misshandlungen

Im Berichtsjahr war immer wieder von Folterungen und anderen Misshandlungen bei Verhören und während der Untersuchungshaft die Rede. Auch in den Strafgefängnissen soll es 2006 zunehmend zu Folterungen gekommen sein. In den Fällen, in denen sich Angehörige für die Opfer einsetzten, reagierten die Behörden unnachgiebig und mit Schikanen und setzten die Angehörigen unter Druck, ihre Beschwerde zurückzunehmen.

Im März wurde in Yangon der ehemalige politische Gefangene Ko Thet Naing Oo von Polizeibeamten und Feuerwehrleuten derart brutal mit Schlägen misshandelt, dass er noch am selben Tag starb.

Todesfälle in Haft

Mindestens sechs politische Gefangene kamen in der Haft zu Tode. Der Grund dürften Folterungen, ungenügende Ernährung und mangelhafte ärztliche Versorgung gewesen sein. Viele Häftlinge sassen weit entfernt von ihrer Familie ein und erhielten deshalb nicht in ausreichendem Mass Lebensmittel und Medikamente.

Im Oktober starb in der Vollzugsanstalt von Mandalay der 35-jährige Studentenführer und gewaltlose politische Gefangene Thet Win Aung, der bei seiner Verhaftung im Jahr 1998 gefoltert worden war und eine Haftstrafe von 59 Jahren erhalten hatte. Er musste wiederholt längere Zeit in Einzelhaft verbringen, hatte sich im Gefängnis zahlreiche Krankheiten wie zum Beispiel Malaria zugezogen und litt an psychischen Störungen.

Recht auf freie Meinungsäusserung, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit

Auch im Berichtsjahr setzte die Regierung Gesetze, die das Recht auf freie Meinungsäusserung und auf friedliche Versammlung und Vereinigung einschränkten, rigoros durch. Der Zugang zum Internet unterlag gleichfalls Beschränkungen. Die Regierung sperrte viele Websites und immer wieder auch kostenlose E-Mail-Dienste.


Von April an kam es zu Drohungen und Schikanen gegen Mitglieder und Anhänger der NLD und der Liga der Shan-Nationalitäten für Demokratie (Shan Nationalities League for Democracy). Versammlungen wurden aufgelöst, in der staatlich gelenkten Presse erschienen regelmässig Drohungen und Verleumdungen gegen die NLD. Man warf ihr vor, sie schüre Unruhe im Land. Ende 2006 berichtete die Staatspresse, Hunderte NLD-Mitglieder seien von ihren Ämtern zurückgetreten und aus der Partei ausgeschieden.

Berichte von ai

Myanmar: Human rights violations continue in the name of national security (ai-Index: ASA 16/002/2006)
Myanmar: The UN Security Council must act (ai-Index: ASA 16/007/2006)
Myanmar: Ko Thet Win Aung, prisoner of conscience, dies in prison (ai-Index: ASA 16/015/2006)

Online auf
www.amnesty.org


18. November 2007

Freitag, 16. November 2007

Burma; Journalisten werden vermisst


Treffen zwischen Junta und Suu Kyi käme nur unter indiskutablen Bedingungen zustande
Über 20 Journalisten verschwunden. 20 Jahre Haft und Zwangsarbeit drohen den festgenommenen Mönchen; vier Jahre für das applaudierende Volk
Jonas M. Lanter
Den Festgenommenen droht bis zu 20 Jahren Gefängnis und Zwangsarbeit. Passanten, die den Mönchen applaudiert haben, müssen zwischen zwei bis vier Jahren in Haft. Nach Informationen des Exilsenders 'Democratic Voice of Burma' (DVB) sind auch mindestens 20 einheimische Journalisten verschwunden.

Wie viele Menschen tatsächlich in Gefängnissen und Lagern gefangen und gefoltert werden, ist unbekannt. Das Regime verweigert dem IKRK den Zugang zu Gefängnissen und Internierungslagern. Freigelassene berichten von entsetzlichen hygienischen Zuständen.
Neben den vielen Zivilisten wurden dort auch hunderte Mönche eingekerkert.


Treffen mit Suu Kyi unter inakzeptablen Bedingungen
Zugleich vermeldete das Birmanische Staats-Fernsehen, General Than Shwe sei prinzipiell zu einem Treffen mit der Oppositionspolitikerin Daw Aung San Suu Kyi bereit. Dies aber unter der strikten Bedingung, dass sie die internationalen Sanktionen gegen Burma nicht befürworte und diese auch öffentlich missbillige.

Sie habe sich aus der Sicht von General Than Shwe vier Dinge zuschulden kommen lassen: Konfrontation, Verwüstung, Wirtschaftssanktionen und andere Sanktionen. Sie müsse ihre 'hinderlichen Handlungen' aufgeben, hiess es.
16. November 2007

Mittwoch, 14. November 2007

Burma und Russland setzen noch Antipersonenminen ein; UN-Verobt greift

Anti-Personen-Minen 'Made in France'. Werden via Singapur geliefert
Jonas M. Lanter
Das am 3. Dezember 1997 in Ottawa unterzeichnete Abkommen für ein Verbot von Antipersonenminen ist kein 'Papiertiger' geworden. Obwohl es im Klub der 155 Unterzeichnerstaaten mit den USA, China, Russland, Indien, Pakistan und Israel gewichtige Abwesende gibt, lässt sich die Bilanz nach zehn Jahren sehen: Laut dem gestern in Genf vorgestellten Jahresbericht der Landminen-Überwachung setzten 2006 nur noch Burma solche Minen ein und die Russen im Tschetschenien-Krieg. Die Zahl der registrierten Unfälle mit Anti-Personen-Minen und explosiven Munitionsrückständen ging um 16 Prozent auf 5751 registrierte Fälle zurück, was allerdings im Durchschnitt der vergangenen Jahre liegt.

Drei von vier Opfern sind Zivilisten; darunter ein Drittel Kinder

Drei von vier Opfern sind ahnungslose Zivilisten; davon ein Drittel Kinder. Von früheren Unfällen sind dem weltweiten Beobachternetz über 470'000 Minenopfer bekannt, die in den meisten Fällen ihr Leben lang medizinische Betreuung benötigen.
Burma hat weiterhin die meisten Minenopfer; denn auch verschiedenste Ethnische Gruppierungen benutzen diese weiterhin.
Die Produktion nahm stark ab. 33 der 50 Länder, die früher solche Waffen herstellten, halten sich heute an das Verbot. Seit das Abkommen 1999 in Kraft trat, wurden weltweit beinahe 42 Millionen Minen zerstört. Der Handel mit Antipersonenminen kam praktisch zum Erliegen. In sieben Ländern mit einst schweren Minenproblemen ist die Räumung abgeschlossen. In 45 weiteren Staaten ist sie noch im Gang, zum Teil mit erheblichem Rückstand auf die im Abkommen gesetzten Fristen.
Für die kostspielige Minenräumung, die Vernichtung der Lagerbestände und die Opferhilfe mussten zwischen 1992 und 2005 rund 2 Milliarden Euro (CHF 3,3 Milliarden) aufgewendet werden. Die von den USA, der EU, Norwegen und Kanada angeführten Geldgeber stifteten 2006 die Summe von über 322 Millionen Euro. Allerdings fliesst der grösste Teil dieses Geldes in die Minenräumung und die Soforthilfe auf Kriegsschauplätzen, die wie der Libanon im Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit stehen.
Für die Hilfe an Minenopfer und die Minenräumung in vergessenen Ländern wie Burma ist dies ein schwieriges Unterfangen. Die Militärs schotten das Land rigoros ab und viele Ethnische Völker bekriegen sich untereinander oder kämpfen gegen die Junta. In entlegenen Gebieten und entlang der Grenze zu Thailand und Laos herrscht seit über 45 Jahren Bürgerkrieg.


Weitere Dissidenten verhaftet
Burmas Junta hat zwei weitere prominente Dissidenten festgenommen, darunter auch den Mönch Saw U Gambira. Er hat eine Führungsrolle bei den Demonstrationen im September eingenommen.
14. Oktober 2007

Montag, 12. November 2007

Aung San Suu Kyi soll freigelassen werden


Aung San Suu Kyi soll freigelassen werden
Jonas M. Lanter
Wie Saw Myint Thein, Sprecher der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) in einem Telephongespräch an die in Indien ansässige Mizzima-News mitteilt, wird Daw Aung San Suu Kyi in Kürze freigelassen. Die Friedensnobelpreisträgerin befinde sich in gutem gesundheitlichem Zustand. "Die momentane Lage ist gut", sagte Myint Thein. "Sie ist noch nicht frei, wird aber demnächst wegen der Gespräche mit der Regierung freigelassen. Ich bitte um Verständnis, dass ich zum momentanen Zeitpunkt nicht mehr sagen kann. Ihr kennt ja die Situation in Burma, meine Telephongespräche werden aufgezeichnet."
Die drei hochrangigen NLD-Mitglieder kamen seit 2004 erstmals wieder am Freitag mit Aung San Suu Kyi zusammen.


12. November 2007

Freitag, 9. November 2007

Burmas Junta will keinen Dialog

Burmas Junta will keinen Dialog
Aung San Suu Kyi will mit Junta kooperieren

Gambari trifft Aung San Suu Kyi 2. Oktober 2007

Abkommen gegen Kindersoldaten durch die 'Karen National Union' ratifiziert

Jonas M. Lanter
Nach dem mehrtägigen Besuch des UN-Sondergesandten Ibrahim Gambari hat Burmas Junta der unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi gestern erlaubt, sich mit führenden Vertretern ihrer Partei 'Nationale Liga für Demokratie' (NLD) zu treffen. Es war das erste Mal seit Mai 2004. NLD-Mitglieder sagten anschließend, Suu Kyi sei sehr optimistisch über die Aussichten einer nationalen Versöhnung. Die NLD verwies allerdings darauf, es stünde nicht in ihrer Macht, die internationalen Wirtschaftssanktionen zu beenden.
Am Donnerstagabend hatte der Nigerianische UN-Gesandte Gambari eine Stellungsnahme Suu Kyis verlesen, in der sie ihren Willen zur Zusammenarbeit mit der Junta äussert. Sie wolle sich als
nationale Vermittlerin zur Verfügung stellen: "Im Interesse unseres Volkes bin ich bereit, mit der Regierung zusammenzuarbeiten, um den Dialogprozess zu einem Erfolg zu führen." Mit ihrer Erklärung macht die 62-Jährige vor allem eines deutlich: Dieses Mal will sie konkrete Ergebnisse bei möglichen Gesprächen mit den Militärs sehen.
Ob sie will oder nicht muss sie alle unterdrückten Ethnischen Volksgruppen, welche 31 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, in den Versöhnungsprozess miteinbeziehen. Dissidenten loben
dieses Vorgehen als 'klugen Schachzug', bezweifeln aber, dass sich die Militärregierung bewegen wird. "Die Junta hat sich stets geweigert, sich mit der Birmanischen Lady an den Verhandlungstisch zu setzen", so Saw Aung Zaw, ehemals politischer Gefangener und zweiter Vorsitzender der NLD 'Liberated Area' aus dem Thailändischen Chiang Mai. "General Than Shwe wird alles tun, um ein Dialog und ein Treffen mit ihr zu vermeiden."
Ob es zu einem erhofften "substanziellen Dialog" kommt, ist äusserst fraglich. Nach offiziellen Beobachtern und der Meinung von Burma-Kennern will die Junta schlechthin keinen Dialog. "Wie immer bewegt sich die Junta gerade so viel wie nötig", so Jonas Lanter. "Deutlichstes Indiz dafür ist Ibrahim Gambaris jüngster Besuch. Zwar durfte der Gesandte zum dritten Mal Suu Kyi und Vertreter der Junta treffen. Doch Burmas Militärdiktator General Than Shwe zeigt ihm offen die kalte Schulter. Auch schlugen die Militärs ein vom UN-Gesandten vorgeschlagenes Gespräch mit Gambari, Suu Kyi und der Militärspitze aus. Es hiess, die Zeit sei dafür noch nicht reif genug. Ich bin mir sicher, dass die Junta ihre Versöhnungsbereitschaft nur vortäuscht", so Jonas Lanter. "Wegen des anstehenden Gipfels der Südostasiatischen Gemeinschaft der 'Asean', welche nächste Woche in Singapur tagt, sind Burmas politische Krise und die Unterzeichnung
einer Menschenrechtscharta das wichtigste Thema". Unterdessen geht die Junta mit unvermittelter Härte äusserst brutal gegen 'alle möglichen Gegner'; sprich gegen das Burmesische Volk vor.

9. November 2007

Mittwoch, 7. November 2007

Burmas Militärjunta warnt eindringlich vor Einmischung

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigt sich besorgt

Juntas Bürgerkrieg gegen Ethnische Volksgruppen im Osten Burmas


Burmas Militärjunta warnt eindringlich vor Einmischung
Jonas M. Lanter
Die Militärführung in Burma ist nicht bereit, sich zusammen mit dem Uno-Sondergesandten für Menschenrechte Ibrahim Gambari und der Regimekritikerin Daw Aung San Suu Kyi zu Gesprächen zu treffen.
"Derzeit ist ein solches Treffen unmöglich" sagte der neu ernannte Informationsminister Kyaw Hsan in 'The New Light of Myanmar'. "Burma ist zu positiver Zusammenarbeit bereit, wir werden aber nicht die geringste Einmischung hinnehmen, die unsere Souveränität betreffen könnte" sagte Hsan weiter. Der Sondergesandte Ibrahim Gambari hatte ein solches Treffen vorgeschlagen.
Nach der blutigen Niederschlagung der Demokratie-Bewegung im September hatten die Generäle den Informationsminister Kyaw Hsan für Gespräche zwischen der Junta und der Oppositionsführerin ernannt. Er kam aber bisher nur ein einziges Mal zu Gesprächen mit Aung San Suu Kyi zusammen.

Forderung nach Freilassung

Ibrahim Gambari begrüsste dieses Treffen. In einem Bericht des Burmesischen Staatsfernsehens gestern Abend forderte er erneut die Freilassung aller politischen Gefangenen und der Friedensnobelpreis–Ikone. Er will die seit Jahren unter Hausarrest eingesperrte und nach den gewonnenen Wahlen 1990 nicht anerkannte Oppositionsführerin der NLD am Donnerstag oder Freitag in Rangun treffen. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte sich gestern "über den Mangel an Fortschritten"
besorgt gezeigt.
Er hatte Gambari nach Burma geschickt, um in einem direkten Dialog zwischen den Generälen und der Opposition zu vermitteln.

7. November 2007

Dienstag, 6. November 2007

Burmas Kindersoldaten – Krieg gegen Kinder

Kindersodaten - Krieg gegen Kinder in Burma
Jonas M. Lanter

Kindersoldaten leiden
"Bei den Karens wird es keine Kindersoldaten mehr geben"
UNO-Resolution durch Karen National Union ratifiziert
Anführer der 'Gods Army': 12jährige Zwillingsbrüder

Detaillierter Spezialbericht. Unter anderem erstellt für die UNHCR.
Neu überarbeitet und veröffentlicht 2002 / 2007

Kindersoldaten – Krieg gegen Kinder in Burma
Jonas M. Lanter
Die Zahl der Kindersoldaten ist seit einigen Jahren drastisch gestiegen. Nach den Märschen gegen die Junta im September 2007 sollen Tausende zusätzlich 'eingezogen' worden sein. Die Zahl der Länder hat sich von 30 auf 41 erhöht.
Mit ungefähr 66'000 Kindersoldaten ist Burma das Land mit den meisten Kindern an Waffen.
Der 'Staatsrat für Staat, Friede und Entwicklung' (SPDC) hat seine Armee von 173'000 Mann im Jahre 1988 auf sage und schreibe 451.000 Soldaten im Jahr 2007 vergrößert.
Zwangsrekrutierungen auch von Kindern sind die Regel.
Wie viele Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren unter der Junta ‚dienen’, weiß niemand so genau. Es bestehen ganze Einheiten aus Mädchen und Knaben zwischen zwölf und 18 Jahren, aber auch schon siebenjährige 'Soldaten' werden in der sogenannten 'Ye Njunt Youth' für die Junta gedrillt. Diese unterhalten mehrere Lager in deren vorwiegend Kriegswaisen, entführte oder 'abgekaufte' Kinder sowie die von inhaftierten Eltern, in 'ihrem' blutigen Handwerk ausgebildet werden.

Kinder müssen Minen verlegen oder Wege 'säubern'
Kindersoldaten müssen Landminen verlegen und werden in verminte Gebiete geschickt, damit sie auf die Minen treten und so den Weg für die nachfolgenden Militärs (Tatmadaw) frei machen.
Sie werden bei Offensiven gegen die Armeen der Ethnischen Volksgruppen als Kanonenfutter vorangeschickt. Kinder kämpfen an der Front, sie werden gezwungen, 'Verdächtige' zu misshandeln und zu erschießen. Zwangsarbeiter werden unter Androhungen von Schlägen bewacht. Jede Familie der ländlichen Bevölkerung muss Zwangsarbeit verrichten.
Von den Ethnischen Gruppen werden auch deren Angehörige versklavt. Dorfgemeinschaften meist indigenen Ursprungs werden gehalten wie zur Zeit der Rassentrennung in den USA; ohne jegliche Entlöhnung oder sonstiger Hilfe.
Die wenigen Spitäler Burmas gehören der Junta und sind nur deren Angehörigen und
den vermögenden Gruppierungen wie der Wa-State Army vorbehalten, welche mit der Regierung Drogengeschäfte und Menschenhandel betreiben.
Um den Gehorsam zu erzwingen werden ihnen Schläge, Arrest und Tod angedroht.
Augenzeugen berichten sowohl von schweren Misshandlungen an Kindersoldaten als auch von Selbstmorden der Kinder.
Vielfach werden Kinder vor den Kämpfen mit Drogen und Alkohol betäubt oder mit Amphetaminen (sogenannte 'Yaba'-Pillen) 'aufgespritzt' und verlieren für Tage jegliche Moral und Hungergefühle.

Die Karen National Union - KNU hat die Zeichen der Zeit erkannt und
verbietet ab sofort Kindersoldaten unter 18 Jahren

Eine Gruppierung hat die Zeichen der Zeit erkannt; die KNU oder Karen National Union.
Dessen Chairman und Prime Minister der KNU, Saw Ba Thin Sein, hat sich im 'DEEP OF COMMITMENT' vom 4. März 2007 jeglicher Kindersoldaten unter 18 Jahren verspflichtet und auch deren weitere Ausbildung sofort gestoppt. Gemäß des UN-Security Councils; Resolution 1612.
Anmerkung: Die KNLA; sprich Karen National Liberation Army, ist der militärische Flügel der Christlichen Karens. Diese sind wiederum der KNU, sprich Karen National Union unterstellt. Diese hatten noch vor einigen Jahren mit den Buddhistischen Karens der DKBA (Democratic Karen Buddhist Army) zusammengekämpft. Nach dem Tode des Generals der KNLA, Saw Bo Mya an Weihnachten 2007, brach die KNU – KNLA auseinander.
Die DKBA hat bereits seit einigen Jahren die Seite zur Junta; sprich SPDC gewechselt. Sie erhalten dafür Waffen und können sonstige üble Geschäfte tätigen. In deren Bezirk ist die weltgrösste 'Yaba' - Produktionsstätte. Diese liegt nahe der Grenze zu Thailand.
Der 'KNU-KNLA Peace Council' (KNLA PC) hat sich nach Bo Mya's Tod von den Christlichen Karens der KNLA-KNU abgewendet und bildet seither eine eigene, juntatreue Einheit.
Daneben gibt es neben der Junta viele Ethnischen Volkseinheiten, welche weiterhin den Einsatz von Kindern vorsieht. In 87 Ländern werden weiterhin Kinder rekrutiert. Daneben haben noch viele andere der über 130 Volksgruppen Kindersoldaten, welche ebenfalls schon siebenjährige für Ihren Guerillakrieg ‚einsetzen’. Diese werden auf 6'000 bis 8'000 geschätzt. Bei den Minderheiten wie der DKBA sind es vorwiegend ‚Freiwillige’, deren Eltern im benachbarten Thailand in elendlichen Flüchtlingslagern derben oder ermordet wurden.
Die Vereinten Nationen haben vor zwei Jahren ein Protokoll verabschiedet, in dem die Regierungen aufgerufen werden, niemanden unter 18 Jahren in Kämpfen einzusetzen. Nur sechs der 79 Länder haben es ratifiziert. In 87 Ländern, darunter auch den USA oder Großbritannien, werden Kinder weiterhin rekrutiert.
6. November 2007